Gedankliche Basis von allem ist und bleibt das Ausloten grundlegender Spannungsverhältnisse, die beim Zusammenführen der unterschiedlichen Dinge entstehen. Schöttner kombiniert Hartes und Weiches, Stumpfes und Glänzendes, Organisches und An- organisches, Amorphes und Konstruktives.
Als Objekt, Skulptur, Assemblage oder Collage erhält das Weggeworfene, Abgelegte, auch Abgestorbene eine völlig neue Bedeutung. Die hat weniger mit dem unmittelbar Sichtbaren zu tun, auch nicht mit Ähnlichkeiten zur äusseren Welt, sondern mit dem geistigen Spielraum, der sich in der Auseinandersetzung mit einem Werk für den Betrachter öffnet: Kunst, so auch Günter Schöttners Objekte, setzt Assoziationen frei, vermittelt neue Erfahrungen.
Dr. Ingrid Koch
Günter Schöttner philosophiert mit der sinnlichen Stofflichkeit von spurenreichen Materialien und patinierten Fundsachen über Leben und Welt. Er verschiebt unaufgeregt die Übereinkunft von Perspektiven und nimmt mit archäologischem Gespür in der Schwerelosigkeit seiner Gedanken in Augenschein, was andere Zeitgenossen achtlos beiseite schieben, und macht dabei unerwartete Entdeckungen. Durch die Erkenntnis der Betrachtung erschließt sich der universelle Zusammenhang seiner Dingwelten.
Er versteht es, Weggeworfenes einer neuen Bestimmung zuzuführen. So entstehen Gebilde, denen vielerlei Anspielung eigen ist. Weltenanfang und Weltenende, Lebenslust und Melancholie, Einsamkeit und Harmonie, Abstammung und Zukunft gehen ineinander über. (…)
Was Günter Schöttner wirklich interessiert, ist die Beziehung von Material und Raum, die Beziehung von der banalen Kuriosität, die sein Interesse weckte, der ursprünglichen Funktionalität beraubt, um diese in einen neuen assoziativ lesbaren, kreativen Zusammenhang zu setzen, in dem der Betrachter mit seinen Gedanken mitwirkt. So findet er sich eher im Bildhauerischen wieder als in der Malerei und Zeichnung, die allerdings auch in seine Arbeiten elementar einfließt. Seine Werke besitzen eine poetische Dimension mit musikalisch – lyrischer Akzentuierung. So entstehen sinnliche Metaphern vom Werden, Sein und Vergehen, wobei Günter Schöttner immer gewillt ist, den dialektischen Zusammenhang zwischen Kontemplation und Aktion, Spannung und Entspannung zu betonen.
Karin Weber